Wifi Linz
Wirtschaftsförderungsinstitut
Ort Linz, Österreich
Fertigstellung 1966
Das konstruktive Strukturmodell
Praxis – Theorie – Öffentlichkeit auf einer Achse. Das Wirtschaftsförderungsinstitut hat sich die berufliche Schulung und Weiterbildung von Unternehmern, Arbeitern, Angestellten und Lehrlingen zur Aufgabe gestellt. Räume für Lehrgänge, Seminare, Vorführungen sollten gleichzeitig etwa 700 Personen Platz bieten. Dem städtebaulich uneinheitlich strukturierten Umfeld wird eine strenge, kompromißlose Ordnung funktioneller Baukörper entgegengesetzt.
Drei Stiegenhäuser mit Aufzügen und Naßgruppen verbinden die
Kursgeschoße mit einer weiträumigen, offenen Halle im Erdgeschoß, die
durch individualisierte Elemente wie Hörsäle und Buffet bestimmt wird.
Die durchgängige Verglasung der Halle verleiht ihr durch die
Schlankheit des Bauwerks Transparenz. Die Schlankheit des Kursgebäudes –
115 Meter lang bei einer Tiefe von 11 Metern – ist Ausdruck der inneren
Konzeption: jeder Unterrichtssaal erhält von beiden Seiten Tageslicht.
Der Zugang der Schüler führt jeweils durch eine Garderobe, jener der
Lehrer durch einen Vorbereitungsraum. Gänge entfallen.
Das Spiel der Baukörper kann nur in der Vollständigkeit der ursprünglichen Konzeption nachvollzogen werden.
Der Entfall des vorgestellten Präsentationsbaues – mit seinen
geschlossenen Wänden und dem shed-förmigen Sägeschnitt, eine
abstrakte Figur darstellend, beraubt die dahinterliegende, glatte
Glasfassade ihrer architektonischen Aufgabe. Die tragende Struktur
bildet ein Stahlbetonskelett in Ortbauweise. Auf einem Grundmodul von
1,22 Meter aufbauend, reichen die konstruktiven Achsabstände von 6,10
Meter bis 7,32 Meter und 12,20 Meter in der Werkstättenhalle.
Die heutige Anlage, die kurz vor einer größeren Erweiterung steht,
hat ein sechsgeschossiges, schmales, jedoch langes Kursgebäude
(Lehrsäle, Spezialwerkstätten, Verwaltung) und ein gleich langes, jedoch
flaches Werkstättengebäude. Der Bau, der zweifellos zu den besten
Linzer Leistungen der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre
gehört, sollte seiner Aufgabe entsprechend auch baulich den
industriellen Fortschritt symbolisieren. Tatsächlich ist dieser Schulbau
auch weitgehend aus der bauindustriellen Formensprache entwickelt, ohne
mit den Funktionen in Widerspruch zu geraten.
Die an der Wiener Straße liegende Curtainwall-Fassade mit ihrer die
Dimensionen des Baues verfremdenden ästhetischen Graphik ist ebenso wie
die durch starke Sonnenschutzelemente akzentuierte Südwestfassade eine
für Österreich frühe Anwendung dieser architektonischen Sprache.
Architektonische Großzügigkeit zeigt auch die im Kursgebäude liegende,
erdgeschossige Halle mit der beidseitigen Belichtung und den drei
Treppenanlagen
Friedrich Achleitner in „Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert“, Band 7, 1980
Das strenge städtebauliche Konzept wurde in nachfolgenden Wettbewerben nicht weitergeführt. Das Kurs- und Werkstattgebäude steht als Relikt einer Ordnungsvorstellung innerhalb chaotischer Erweiterungen. Die Chance zu einem baukulturellen Beitrag der Wirtschaft wurde nicht genutzt.
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