Rektor
Ernst Hiesmayr als Rektor
1975-1977
Das Rektorsamt ist schwer zu erfüllen, denn es gilt, ein Minimum an Kompetenzen mit einem Maximum von Verantwortung zu vereinen. Das Minimum an Kompetenzen ergibt sich aus der Machtverteilung auf zahlreiche Kollegialorgane, die zwar im einzelnen kooperativ sind, in der Summe jedoch durch inkohärente Willensbildungsprozesse Planung und Entscheidungen stark hemmen können. Das Maximum an Verantwortung ergibt sich aus den bedeutendsten Aufgaben eines Rektors, insbesondere des Rektors einer Technischen Universität, und den hohen Erwartungen, welche alle Hochschulangehörige in ihre Erfüllung setzen: Der Rektor hat nicht nur für die wirtschaftliche Basis der Universität und für die Qualität von Lehre und Forschung Sorge zu tragen, sondern muß auch wagen, ein zentrales Problem unserer Kultur aufzugreifen, nämlich die Einbindung der Technik in die Gesellschaft und ihre Versöhnung mit der Natur. Dazu bedarf es, in den Worten des Rektors 1924/25 und großen Bauingenieurs Rudolf SALIGER, mehr als »der dürren Anwendung der Wissenschaft«, sondern »des empfindenden Ingenieurs, des künstlerischen Ingenieurs, des Künstlers«.
Es war daher naheliegend, als Rektor einen Architekten zu wählen, dessen Häuser von lichter und schlichter Schönheit sind und wie ein hybrides Organ Mensch und Landschaft gleichzeitig anzugehören scheinen; einen Professor, der im ursprünglichen Sinne des Wortes Bekenner ist — Bekenner von wissenschaftlicher und künstlerischer Wahrheit. Wie bedeutend ist auch die in der Umgebung eines schöpferischen, sprunghaft-dynamischen Menschen entstehende Spannung! Kurzfristig mag sie von manchen als schmerzhaft empfunden werden, langfristig setzt sie jedoch Kräfte frei, welche das träge Schiff »Universität« auf den richtigen Kurs setzen.
Ernst HIESMAYRs Amtszeit als Rektor der Technischen Universität Wien hat deutliche Spuren hinterlassen: in erster Linie bei den jungen Menschen, die in seinen Wirkungsbereich gelangten; dann auch in der Öffentlichkeit, der bei zahlreichen Gelegenheiten durch glänzende Reden vor größtem Publikum und durch scheinbar mühelos hergestellte menschliche Kontakte im kleinen Kreis die Position der Technik und die Probleme der Technischen Universität nahegebracht wurden.
Daß die Bauvorhaben der Technischen Universität unter einem Architekten als Rektor große und leider nicht immer bedankte Fortschritte machten, versteht sich von selbst. Als ein nach außen sichtbar bleibendes Zeugnis der kulturellen Initiative und Gesinnung Ernst HIESMAYRs gilt die Sanierung des Festsaales und Neugestaltung des Senatssaales mit dem herrlichen Fries »Die Welt und der Mensch« des Herbert BOECKL.
Das Rektorsamt ist schwer zu erfüllen, aber schön ist es doch. Und kostbar sind die Freundschaften, die es vermittelte.
Fritz Paschke in „Ernst Hiesmayr zum Geburtstag: 60“
Dekan und Rektor
Eine fragmentarische Chronologie von diesen und anderen Ämtern und Würden
1969
3. Dezember Wahl zum Vorsitzenden der
Studienkommission Architektur für eine Funktionsdauer bis 9. Mai 1973.
Erarbeitung des »Neuen Studienplanes« für die Diplomstudien der
Studienrichtung Architektur.
1973
5. Juni Wahl zum Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur für das Studienjahr 1973/74.
1974
15. Juli Erreichung der Zusage der vorrangigen Systemisierung eines
Institutes und der Planstelle eines Ordentlichen Hochschulprofessors
für »Gestaltungslehre« durch die Frau Bundesminister Dr. Hertha
FIRNBERG.
27. November Wahl zum Prorektor für die Zeit ab 1. Dezember 1974 für den Rest des Studienjahres 1974/75.
1975
25. Juni Wahl zum RECTOR MAGNIFICUS für die
Studienjahre 1975/76 und 1976/77 und zum Prorektor für das Studienjahr
1977/78.
1. Oktober Inkrafttreten des
Universitäts-Organisationsgesetzes (UOG): Die TECHNISCHE HOCHSCHULE wird
TECHNISCHE UNIVERSITÄT und in fünf Fakultäten gegliedert — Raumplanung
und Architektur — Bauingenieurwesen — Maschinenbau — Elektrotechnik —
Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät.
15. Oktober Nominierung zum Vorsitzenden der II.
Staatsprüfungskommission, bzw. zum Präses der 2.
Diplomprüfungskommission für Architektur für die Funktionsperiode vom
1. Oktober 1975 bis 31. September 1980, durch das Fakultätskollegium.
In diesem Zeitraum beenden 322 Studierende (52 Frauen und 270 Männer)
ihr Architekturstudium mit der Graduierung zum DIPLOM-INGENIEUR.
16. Oktober Akademische Feier anläßlich des 100.
Geburtstages von Ferdinand PORSCHE, mit Ausstellungseröffnung und
Denkmalenthüllung im Institutsgebäude Getreidemarkt.
5. Dezember Akademische Feier mit Verleihung des
Ehrendoktorates an Guglielmo de ANGELIS d’OSSAT und Verleihung der
PRECHTL-Medaille an Theodor HOPPE, Adalbert KLAAR und Harry KÜHNEL.
1976
28. Jänner 158 Jahre nach der ersten gemeinsamen
Sitzung aller Professoren des K.K. POLYTECHNISCHEN INSTITUTS findet —
bedingt durch das UOG — die letzte Sitzung des Gesamtkollegiums statt.
24. März Empfang anläßlich der Feier des 90. Geburtstages von Clemens HOLZMEISTER.
6. April Emeritierungsfeier für die Professoren Otto HROMATKA, Richard KIEFFER und Maximilian LEDINEGG.
11. Mai Grundsteinlegung für den InstitutsNeubau auf
den Freihausgründen durch die Bundesminister Dr. Hertha FIRNBERG und
Josef MOSER.
13. Mai Promotion von Lothar FICKERT zum Doktor der
technischen Wissenschaften »sub auspiciis praesidentis rei publicae« Dr.
Rudolf KIRCHSCHLÄGER.
17.–21. Mai Informations- und Festwoche der
TECHNISCHEN UNIVERSITÄT WIEN unter dem, bei einem Wettbewerb prämierten
Motto »Sag einfach TU zu mir«.
19. Mai Verleihung des Technik-Preises der Wiener Wirtschaft 1976 an Werner KRESSER.
20. Mai Akademische Feier mit Verleihung von
Ehrendoktoraten an Erich BOLTENSTERN, Walter HENN und Eugen PHILIPPOW,
der Verleihung der PRECHTL-Medaille an Walter RITZER und der Verleihung
des akademischen Titels eines Ehrensenators an Artur DOPPELMAYR, Fritz
ERHART, Rupert HATSCHEK, Martin HILTI , Otto MITTERER, Josef MOSER,
Louise PIËCH-PORSCHE und Walter ZUMTOBEL.
11. November Überreichung der Ehrenkette für Rektoren an Fritz PASCHKE.
14. Dezember Empfang an läßlich des 70. Geburtstages von Karl KUPSKY.
1977
4. März Schaffung der Dekansketten für die Fakultät
für Raumplanung und Architektur und die Fakultät für Elektrotechnik.
31. März Empfang anläßlich der Feier des 70. Geburtstages von Rudolf INZINGER.
22. April Emeritierungsfeier für die Professoren
Johann BILLICH, Friedrich HAUER, Hans HORNICH und Franz LIHL.
25. April Übergabe der angekauften und restaurierten
Entwurfs-Collage von Herbert BOECKL für den Gobelin »Die Welt und der
Mensch« mit Eröffnung des neugestalteten Senats-Sitzungssaales
(BOECKL-Saal). Eröffnung des restaurierten, adaptierten und
neuorientierten Festsaales mit Übergabe des von Leo WOLLNER entworfenen
und gewebten neuen Teppichs, der dem historischen Bodenteppich aus der
Linzer Manufaktur nachempfunden wurde. Wiederinbetriebnahme des mit
neuer Farbgebung restaurierten Rektorszimmers und des Sekretariates.
26. April Taufe eines Segelflugzeuges.
29. April Verleihung des Technik-Preises der Wiener Wirtschaft 1977 an Hans KOEPF und Alfred SLIBAR.
17. Mai Empfang anläßlich der Feier des 75.
Geburtstages von Gerhard HEINRICH und Überreichung des goldenen
Doktordiploms und zweier goldener Ingenieurdiplome an Heinrich SEQUENZ.
25. Mai Tag der offenen Tür.
2. Juni Akademische Feier mit Verleihung der
PRECHTL-Medaille an Bernard RUDOFSKY und der Verleihung des akademischen
Titels eines Ehrensenators an Ferdinand EIDHERR, Martina HÖRBIGER und
Karl VOCKENHUBER.
3. Juni Akademische Feier mit Verleihung des Camillo SITTE-Preises an Jacob Berend BAKEMA.
17. Juni Akademische Feier mit Verleihung des Ferdinand PORSCHE-Preises an Detlef BANHOLZER.
27. Juni Empfang für die Mitglieder der Österreichischen Rektorenkonferenz.
1. Juli Gedenktafelenthüllung für Gustav MAUTNER-MARKHOF im Institutsgebäude Argentinierstraße.
Als Rektor außerdem noch ohne besonderes Datum initiativ für Neugestaltung des Briefpapiers und der Diplome für die Staatsprüfung, die Diplomprüfung und das Doktorat der Technischen Wissenschaften — Auswahl eines adäquaten Glaslusters für das Rektorszimmer — Schaffung eines noch nicht verliehenen Ehrenringes durch Peter SKUBIC, Bemühungen hinsichtlich der Bauvorhaben Chemie 2 — Maschinenbau 2 — Technische Versuchsanstalt Aspanggründe, Erreichung der Widmung des Grundstückes im Anschluß an die Freihausgründe Richtung Karlsplatz für die Errichtung der Universitäts-Bibliothek, durch die Frau Bundesminister Dr. Hertha FIRNBERG und fast allein im vergeblichen Kampf für den Karlsplatz.